Silja Schrank-Steinberg

Geschäftsführerin Steinberg Gastronomie GmbH

Silja Schrank-Steinberg ist die Enkelin des Wienerwald-Gründers Friedrich Jahn und die Tochter der Oktoberfestwirte Margot und Günter Steinberg (Hofbräu-Festzelt). Seit einigen Jahren ist Silja Oktoberfestwirtin und alleinige Chefin des Hofbräukellers in München am Wiener Platz. 

Silja ist im Trubel der Münchner Wiesn groß geworden: Ihre Eltern übernahmen das Hofbräu-Festzelt auf dem Münchener Oktoberfest als sie sieben Jahre alt war. Schon damals verkündete sie, dass sie später einmal das Zelt übernehmen möchte. Nun balanciert sie mit Bravour das operative Tagesgeschäft und kümmert sich um die Weiterentwicklung des Unternehmens. 

Familie scheint Euch besonders wichtig zu sein:
Was heißt Familienunternehmen für Dich? Was macht die Führung besonders?

Ich finde es wahnsinnig schön, mit der Familie zu arbeiten, da wir uns alle in- und auswendig kennen. Alle helfen mit. Wir kennen unsere Stärken und Schwächen. Das schafft flache Hierarchien und kurze Wege.  

Diesen Familiengedanken übertrage ich auch auf meine Mitarbeitenden. Sie sollen mich immer und zu jeglichen Themen ansprechen können. Wir versuchen, die individuellen Menschen hinter den Mitarbeitenden zu sehen und Ihnen möglichst viel Vertrauen zu schenken. 

Ich glaube, man kann sagen, bei uns menschelt es einfach sehr. 

Das war für mich auch ein großer Vorteil, als mein Kind geboren wurde. Ich konnte mich durch diese Struktur und Unternehmenskultur zu 100% auf den Rückhalt meiner Mitarbeitenden verlassen und musste mich nur minimal einschränken.  

Bis vor einigen Jahren hast Du Dir die Geschäftsführung noch mit Deinem Bruder geteilt, der jetzt andere unternehmerische Wege geht.
Von der Doppelspitze zur Einzelgeschäftsführerin – Wie hast Du den Wechsel empfunden? Und wie bist Du diesen Umbruch angegangen?

Zunächst möchte ich hier mein großartiges Team hervorheben. Meine Führungskräfte haben mich sehr stark unterstützt und ohne sie und das Team hätte ich diese Herausforderung nicht geschafft.  

Anfangs hatte ich großen Respekt vor dieser großen Aufgabe und das Gefühl, jetzt alles auf meinen Schultern tragen zu müssen. Es hat mich wirklich erstaunt, wie gut es dann aber gelaufen ist.

Wie bin ich diesen Umbruch angegangen? 

Für mich war es damals der richtige Schritt, das Team in diese neue Situation so transparent wie möglich miteinzubeziehen und sie um ihre Unterstützung zu bitten. Der Veränderungsprozess ist auch noch nicht vorbei. Momentan aktiviere ich zwei Mitarbeitende aus der Belegschaft, um meine Stellvertretung und zu meiner rechten Hand zu werden. Dabei fokussiert sich eine Person auf die Unterstützung für die Wiesn und eine andere auf den Hofbräukeller. Beide sind schon lange meine Wegbegleiter:innen und eng mit mir und dem Unternehmen verbunden. Und so habe ich wieder großartige Sparringspartner:innen an der Seite. 

Der menschliche Umgang mit Gästen und Mitarbeitenden ist für Dich eine oder sogar die wichtigste Eigenschaft um als Wirtin bestehen zu können. Wie geht das in solch einer harten Branche?

Ganz einfach – dieser klischeehafte, raue Umgangston ist bei uns im Betrieb verboten. Besonders in der Küche geht es bei uns sehr freundlich zu. Ich versuche immer, über alles in Ruhe zu sprechen und so eine Lösung zu erarbeiten.
Oft hilft es, Dinge nicht sofort ausdiskutieren zu wollen, sondern die Wogen durch etwas Abstand glätten zu lassen. Dann ist es möglich, Probleme in Ruhe und mit weniger Emotionen besprechen zu können. 

Kommunikation ist für uns das A und O. Das gilt für unsere Mitarbeitenden genauso wie für unsere Gäste.  

Die Corona Pandemie hat die Gastronomie-Branche besonders hart getroffen. Du konntest lange fast alle Deiner Mitarbeitenden halten, während der Branche das Personal weggelaufen ist bzw. viele Ihre Mitarbeitenden gehen lassen mussten. Wie seid Ihr durch diese Zeit gegangen?

Das stimmt, wir hatten Glück und Erfolg, dass wir bis nach dem zweiten großen Lockdown wirklich nur zwei Mitarbeitende verloren haben.  

Auch hier kommt wieder die Kommunikation ins Spiel. Ich habe direkt zu Beginn der Coronazeit eine Betriebsversammlung abgehalten. Das war für mich sehr schwer, da wir alle nicht abschätzen konnten, wie es weiter geht und ich habe mich mit Tränen in den Augen vor die Belegschaft gestellt. 

In einer WhatsApp-Gruppe habe ich dann alle täglich auf dem Laufenden gehalten. Zudem habe ich das Kurzarbeitergeld im 1. Lockdown auf 100 % aufgestockt. Ich denke, die stetige und offene Kommunikation mit den Mitarbeitenden sowie die Wertschätzung dieser war hier ein wichtiges Schlüsselelement. 

Als wir im Februar 2021 einen To-Go-Verkauf starteten, die Mitarbeitenden wieder in den Austausch mit Gästen gehen konnten und das sehr gut angenommen wurde, hat uns das allen sehr gut getan. 

Du setzt stetig neue Ideen um und willst das Unternehmen weiterentwickeln. Woher kommen bei Dir die Ideen?

Für den Hofbräukeller habe ich etwas Neues geschaffen, indem ich es einfach mal ausprobiert habe: Als ich 2001 Mutter geworden bin, ist mir aufgefallen, dass es in München kaum ein Lokal gibt, in welchem die Eltern gemeinsam mit den Kindern Essen gehen können und die Kinder dabei auch gute Unterhaltung finden. Also haben wir das besonders kinderfreundliche Konzept des Hofbräukellers geschaffen, für das wir in ganz München bekannt wurden. Aber auch hier darf man sich auf dem Erfolg nicht ausruhen. Den Bereich haben wir durch Corona nun in ein Almstüberl umgewandelt und freuen uns, dass auch diese Idee von unseren Gästen so gut aufgenommen wird. 

 

Ich verstehe mich selbst als Networkerin, die durch das Netzwerk entstehende Impulse in unser Unternehmen einbringt. So entsteht durch Zusammenarbeit Innovation. Ein Beispiel hierfür ist unser veganes Angebot, bei dem wir auf die starke Zusammenarbeit mit einem Partner setzen, den ich ganz zufällig kennengelernt habe. Ich weiß, dass wir nie eine vegane Wirtschaft werden möchten, aber gleichzeitig soll sich jeder bei uns wohlfühlen.  

Unser Partner kam vor der Wiesn auf uns zu und bot uns eine vegane Weißwurst an, welche am Ende knapp 20 % der verkauften Weißwürste darstellte. Bei unseren Currywürsten waren es sogar 40 %, auch wenn das natürlich nicht unser stärkstes Produkt auf der Wiesn ist. Ich finde, man muss alles einmal ausprobieren. Wenn es nicht funktioniert hätte, hätte ich es eben wieder von der Karte genommen.  

Durch den Personalmangel und die Unsicherheiten braucht man inzwischen sowieso mehr Mut. Man kann nicht mehr so viel vorausplanen und muss auch reagieren können. 

 

Vertrauenspersonen, mit denen man seine Ideen besprechen kann, sind bei diesem Prozess enorm wichtig. Und am Ende sollte man einfach hinter der Idee stehen und dann ist trotzdem einfach Mut gefragt. Klar ist, dass wir das Rad nicht neu erfinden können, trotzdem sollte man einfach ausprobieren, solange sich das in einem verkraftbaren finanziellen Rahmen befindet. Man kennt nie das Ergebnis, bevor man es nicht ausprobiert hat. Natürlich scheitert man auch mal, aber das ist nicht schlimm, sondern ganz normal. Beim nächsten Mal macht man es dann besser.  

 

Innovation entsteht, wenn man vorangeht. Du kannst nicht stehen bleiben und erwarten, dass sich Türen öffnen, du musst durch die Türen durchschreiten. Wenn du positiv eingestellt bist und an deine Ideen glaubst, dann wird das auch gut. Deine Vertrauenspersonen können dir hier Selbstvertrauen geben.  

Welche drei Trends werden Deiner Einschätzung nach unserer Wirtschaft und Gesellschaft bis 2040 fundamental beeinflussen?  

Energie und Klimaschutz, Gendern und Diversität und der Personalmangel.

Stell Dir vor, wir sind im Jahr 2040. Welche konkreten Bilder kommen Dir in den Kopf: Was ist besser als jetzt, was ist schlechter? 

Ich glaube viel wird digitalisiert (Speisekarten etc.).  Wahrscheinlich wird es Roboter als Kolleg:innen im Restaurant geben, auch wenn ich das ganz schrecklich finde. Ich habe aber auch die Hoffnung, dass wir ganz neue Energien nutzen können und in Zukunft vielleicht ganz andere Geräte zum Kochen verwenden werden.  

Es wird auf jeden Fall eine große Herausforderung mit viel Umbruch.  

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