Franziska von Hardenberg

Founder & CEO von THE SISS BLISS und BLISS BANG CAPITAL

Franziska von Hardenberg ist seit über zehn Jahren Unternehmerin und hat die beiden synergetischen Schwesterunternehmen THE SISS BLISS und BLISS BANG CAPITAL gegründet. Sie beschäftigt sich mit der für sie schönsten Sache der Welt: Gold.
THE SISS BLISS fertigt Echtgoldschmuck in deutschen Meistermanufakturen. Nach intensiven Markrecherchen und Kundengesprächen gründete Franziska Ende 2021 das Unternehmen BLISS BANG CAPITAL, das Altgold von Kunden und Kundinnen ankauft und gegen Gutscheine für den Onlineshop aufwiegt, in dem neue Schmuckstücke erworben oder individuell angefertigt werden können. Das dadurch zurückgewonnene Feingold wird neu verarbeitet und somit fungieren die beiden Unternehmen als ein geschlossener Goldkreislauf. Dieser wird in Zukunft ermöglichen, goldneutral zu produzieren – gelebte Nachhaltigkeit in der Schmuckindustrie.
In ihrem Interview konnten wir spannende Einblicke in Familienunternehmen in der Schmuckbranche, Nachhaltigkeit im Goldmarkt und der Zusammenarbeit von Start-Up und Family Offices erlangen.

Was ist das Besondere an THE SISS BLISS?

Die Besonderheit ist, dass wir als erstes Fine Jewelry-Label Frauen ansprechen, die sich den Schmuck selbst kaufen. Es war bislang in der Geschichte des Fine Jewelry, also des Echtgoldschmucks, immer so, dass alle großen und weltweit agierenden Unternehmen Männer als Zielgruppe hatten für Verlobungsringe, Geschenke und mehr. Mit diesem Narrativ haben wir komplett aufgeräumt und empowern Frauen dazu, sich den Schmuck bei uns selbst zu kaufen. Mit einer internationalen Zielgruppe versenden wir mittlerweile sogar weltweit. Und für Fine Jewelry liegen wir zudem in einem sehr attraktiven Preissegment von 130 bis 13.000€. Da muss man schon klar sagen: Es gibt nicht viel Wettbewerb. Mir ist sehr wichtig, dass wir priceinclusive und size-inclusive sind. Große Häuser machen das nicht so. Bei uns wird jedes Schmuckstück individuell hergestellt und angefertigt, von den kleinsten bis zu den größten Größen.

Könntest Du Euren Ideenprozess zum Goldankaufsprozess ein wenig beschreiben?

Die Thematik beim Goldankauf ist ganz einfach: Wenn man es ehrlich machen will, haben weder Kund:innen noch Unternehmen etwas davon. Deshalb hatte ich die Idee gemeinsam mit der Community den weltweit ersten geschlossenen Goldkreislauf zu bauen. Es gab schon vorher von anderen Unternehmen immer wieder Anreize, Altgold zu recyceln, aber überhaupt nicht in dem Umfang, in dem wir es jetzt machen. Was wir jetzt geschafft haben, ist deswegen so spannend, weil es wirklich um Masse geht. Das was schon da ist wieder zu nutzen, es selbst zu recyceln und etwas Neues daraus entstehen zu lassen, das ist echte Nachhaltigkeit. Deshalb auch unser Claim „turn old treasures into new pleasures“. In manchen Familien löst das einen richtigen treasure hunt aus. Somit kann die Emotionalität des Alten in etwas wundervolles Neues verwandelt werden. 

Welchen Stellenwert haben das Handwerk und Made in Germany für Dich?

Ich bin selbst ein großer Fan des Handwerks und habe zu allem, was man mit seinen eigenen Händen schafft, einen sehr großen Bezug. Ich finde es schade, dass viele Handwerksberufe gar nicht mehr ausgebildet werden. Ich hoffe, dass wir mit THE SISS BLISS ein Stück dazu beitragen können, dass einige Ausbildungsberufe wieder angeboten werden können und so Arbeitsplätze gesichert werden. 
Ein zweiter Aspekt ist das Servicelevel, welches wir anbieten können. Wir haben eine Wiederkäuferquoten von über 50 Prozent und ich glaube, das liegt auch an unserem unkomplizierten Service. Diesen können wir nur durch unsere Manufakturen mit über 40 Goldschmieden und Goldschmiedinnen anbieten. 

Luxus und Nachhaltigkeit passen im ersten Moment ja nicht unbedingt zusammen. Du bist jemand, der das wirklich lebt und sagt: Wir müssen Schmuck nachhaltig machen! Wie wichtig ist Design und die Harmonie zwischen Luxus und Nachhaltigkeit?

Wir wollen ganz klar nachhaltigen Luxus ermöglichen und ich glaube, dass es möglich ist, sich auch in der heutigen Zeit noch mit gutem Gewissen Luxus zu gönnen. Mir war primär wichtig, eine Marke zu bauen, die nach Spaß aussieht, die Urlaubsgefühl vermittelt und mit der man sich stark identifizieren kann. Nichtsdestotrotz mit dem nachhaltigsten Unterbau, den man sich vorstellen kann. Es ist in der Regel auch so, dass die Leute zuerst vom Design des Schmucks, von den Steinen und der Qualität überzeugt sind und dann unsere Nachhaltigkeit entdecken.  

Wir sind von PRIMAKLIMA zertifiziert, sind komplett CO2-neutral und haben einen 28-seitigen Code of Conduct, den alle unsere Lieferantenunternehmen unterschreiben müssen. Ich bin auch der Überzeugung, Nachhaltigkeit in der Masse zu etablieren, funktioniert darüber, dass die Marke nicht einfach nur öko“ aussieht, sondern Spaß macht und das mit dem besten Gewissen.  

Seit 2021 bist Du Beiratsmitglied bei BabyOne. Was können Familienunternehmen bezüglich Vision und Innovation von Dir und Start-Ups im Generellen lernen?

Von mir kann man lernen, wie man Marken baut. Das ist etwas, mit dem sich Familienunternehmen oft wahnsinnig schwertun, weil es die Marke meist seit langer Zeit gibt. Diese bekommt vielleicht mal alle 20, 30 Jahre ein kleines Facelift. Aber neue Marken zu bauen ist für Familienunternehmen eine riesige Herausforderung, weil sie einfach nie gelernt haben, sich damit auseinanderzusetzen. Konkret ist dieser Prozess immer sehr produktorientiert und das ist auch der Grund, warum BabyOne mich in den Beirat geholt hat. Dort haben wir jetzt in den letzten zwei Jahren die erste Eigenmarke für BabyOne entwickelt.
Generell glaube ich, dass Familienunternehmen und Start-Ups wahnsinnig voneinander profitieren können und momentan sprechen sie eigentlich noch viel zu wenig miteinander – eher übereinander. Es wäre schön, wenn da noch ein viel konkreterer Austausch stattfinden würde.  

Du hast bereits eine längere Gründergeschichte hinter Dir. Woher nimmst Du Deinen unternehmerischen Antrieb?

Das ist eine gute Frage. Ich kann es dir nicht sagen. Ich glaube, weil ich nicht anders kann. Das ist tatsächlich, glaube ich, mein größter Antrieb, denn ich kann keine kleinen Dinge tun: I want to have it all. Und mein Glück ist, dass viele Menschen das gut finden, was ich gut finde. Einer der großen Erfolgsfaktoren ist sicherlich, dass ich Dinge sehe, die mir selbst fehlen, die ich gerne hätte und die dann zum Glück auch andere Leute kaufen wollen. 

Weitere Weiterdenker:innen

Matthias Winkler

Geschäftsführer Sacher Hotels Betriebsgesellschaft mbH

Andreas Wieland

Geschäftsführer Hamilton Bonaduz AG

Lena Schaumann

Geschäftsführerin Möbel Schaumann Kassel GmbH & Co. KG

Kerstin Hochmüller

Geschäftsführerin Marantec Company Group

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Geschäftsführer AR Systemgastronomie GmbH & Co. KG/ Reisert Restaurant GmbH